Kreuzberger sind schon komische Vögel. Sie sitzen Abend für Abend am Tresen, trinken Kristallweizen ohne Zitrone und gehen erst ins Bett, wenn Mutti in Bremen schon wieder aufsteht. Und wenn draußen die Mauer fällt, bestellen sie erst mal in Ruhe noch ein Bier. Denn was ist schon das Ende der Geschichte (denkt sich der Leser am Ende dieser Geschichte) gegen die Frage, ob die Zeit schneller oder langsamer vergeht, wenn man betrunken ist?
Herr Lehmann ist Kreuzberger. Kreuzberger sind Menschen, die irgendwann einmal aus Schwaben, Achim oder Herford nach Berlin gekommen und dort „hängen geblieben“ sind. Herr Lehmann kommt ursprünglich aus Bremen und möchte eigentlich Frank genannt werden, aber das ignorieren seine Freunde: denn bald ist Herrn Lehmanns dreißigster Geburtstag. Und 30 Jahre alt zu werden, weiß Herr Lehmann, ist Scheiße, weil man da langsam „beginnt, eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Scheiß.“ Und weil auf einmal alle anfangen zu fragen, was man denn bitte schön anfangen wolle mit dem eigenen Leben. Denn dass jemand zufrieden damit ist, Kellner zu sein, ist in dieser Stadt, in der alle „eigentlich Künstler“ sind, nicht vorgesehen — „aber was ist das für ein trauriger Umgang mit dem, was man tut, wenn man es immer nur als Zwischenlösung ansieht, als nichts Richtiges?“
Sven Regener kennt, wovon er schreibt. Als Sänger und Texter der Berliner Band Element of Crime ist er seit genau jenen Spätachtzigern, in denen die Romanhandlung spielt, immer auch genauer Chronist eines Kreuzberger Lebensgefühls jenseits von „Kreuzberger Nächte sind lang“ gewesen. Mit Herr Lehmann ist ihm das erstaunliche Kunststück gelungen, jene zärtlich-rotzige Nonchalance, die seine Lieder auszeichnet, umstandslos in die lange Form zu überführen — und das gleich in seinem literarischen Erstlingswerk!
Mit seinem Roman setzt Regener jenem merkwürdig zeitlosen Kreuzberg der Vorwendezeit, das einem heute so weit weg erscheinen will, so etwas wie ein Denkmal — für die Zeit Damals hinterm Mond. Doch trotz so schöner Einsichten wie „Der Elekrolytmangel ist der größte Feind des Trinkers. Von der Dehydrierung einmal abgesehen“, geht es hier keineswegs nur ums Bohème-Leben im Allgemeinen und ums Trinken im Besonderen. Das Ganze ist nämlich auch eine Art Entwicklungsroman — freilich zu Kreuzberger Bedingungen: Muss doch der Held — für den es anfangs noch eine Qual ist, wenn er auf dem Weg von Kreuzberg nach Kreuzberg durch Neukölln muss — gegen Ende des Romans immerhin zur Kenntnis nehmen, dass es auch hinter der Oberbaumbrücke noch Menschen gibt. Das Ende der Geschichte? Erst mal losgehen, denkt sich Herr Lehmann. „Der Rest wird sich schon irgendwie ergeben.“ Pflichtlektüre für die Jahrgänge 1959-1969, für Kreuzberger sowieso. –Axel Henrici
Ein Jahr nachdem die sechsjährige Lydia durch einen tragischen Unfall ums Leben kam, sind ihre Eltern Sarah und Angus psychisch am Ende. Um neu anzufangen, ziehen sie zusammen mit Lydias Zwillingsschwester Kirstie auf eine atemberaubend schöne Privatinsel der schottischen Hebriden. Doch auch hier finden sie keine Ruhe. Kirstie behauptet steif und fest, sie sei in Wirklichkeit Lydia, die Eltern hätten den falschen Zwilling beerdigt. Bald hüllen Winternebel die Insel ein, Angus ist beruflich oft abwesend, und bei Sarah schleicht sich das unheimliche Gefühl ein, etwas stimme nicht. Zunehmend fragt sie sich, welches ihrer Mädchen lebt. Als ein heftiger Sturm aufzieht, sind Sarah und Kirstie komplett isoliert und den Geistern der Vergangenheit ausgeliefert.
Die ersten Kapitel beginnen spannend, aber dann wird die Handlung immer mysteriöser und seltsam. Die Story zieht sich dann wie Kaugummi und ist unglaubwürdig. Dieses gilt auch für das vollkommen an den Haaren vorbeigezogene Ende.
Ferdinand von Schirachs neues Buch »Kaffee und Zigaretten« verwebt autobiographische Erzählungen, Aperçus, Notizen und Beobachtungen zu einem erzählerischen Ganzen, in dem sich Privates und Allgemeines berühren, verzahnen und wechselseitig spiegeln. Es geht um prägende Erlebnisse und Begegnungen des Erzählers, um flüchtige Momente des Glücks, um Einsamkeit und Melancholie, um Entwurzelung und die Sehnsucht nach Heimat, um Kunst und Gesellschaft ebenso wie um die großen Lebensthemen Ferdinand von Schirachs, um merkwürdige Rechtsfälle und Begebenheiten, um die Idee des Rechts und die Würde des Menschen, um die Errungenschaften und das Erbe der Aufklärung, das es zu bewahren gilt, und um das, was den Menschen erst eigentlich zum Menschen macht. In dieser Vielschichtigkeit und Bandbreite der erzählerischen Annäherungen und Themen ist »Kaffee und Zigaretten« das persönlichste Buch Ferdinand von Schirachs.
»Wir müssen verstehen, wie wir wurden, wer wir sind. Und was wir wieder verlieren können. Als sich unser Bewusstsein entwickelte, sprach ja nichts dafür, dass wir einmal nach anderen Prinzipien handeln würden, als unsere Vorfahren. Aber wir gaben uns selbst Gesetze, wir erschufen eine Ethik, die nicht den Stärkeren bevorzugt, sondern den Schwächeren schützt. Das ist es, was uns im höchsten Sinn menschlich macht: die Achtung vor unserem Nebenmenschen.«
Petrissa vom Huntertmorgenwald veranstaltet in 2022 eine BookloverChallenge. Es geht um Wunschliste und SuB Abbau. Da bin ich doch gerne dabei.
Aufgaben und Punkte:
Jeden zweiten Monat dürft Ihr ein Buch von Eurer Wunschliste befreien und lesen.
Ob Ihr das Buch kauft oder ausleiht, spielt keine Rolle.
Für jedes Buch bekommt Ihr einen Punkt.
(Ab Juli wechselt der Rhythmus, damit Ihr in den finanziell knappen Monaten Dezember und Januar kein Geld ausgeben müsst.)
Jeden Monat gibt es zwei Aufgaben, zu denen Ihr ein Buch lesen sollt. Pro Aufgabe gibt es einen Punkt. (Natürlich könnt Ihr auch das Wunschlistenbuch mit der Aufgabe verknüpfen, das ergibt dann aber nur einen Punkt.) Ob Ihr hierfür Bücher vom SuB nehmt oder neue Bücher, ist egal.
Einmal im Quartal gibt es eine Frage, die Ihr beantworten sollt. Auch dafür gibt es einen Punkt.
Bei der Aufgabe wäre es schön, wenn Ihr andere Teilnehmer*innen besucht und Euch austauscht. Es ist aber kein Muss.
Das sind insgesamt 34 Punkte, die Ihr ergattern könnt. Diese Punkte braucht Ihr, um in den Lostopf hüpfen zu können.
Mit den freiwilligen Zusatzaufgaben könnt Ihr nochmal 16 Punkte bekommen und damit würdet Ihr ein zweites Loserhalten.
Regeln:
Eure gelesenen Bücher tragt Ihr bitte in dieses Formular ein. Ihr habt dazu vom 04. eines Monats bis zum 03. des Folgemonats Zeit. Damit wollen wir Euch die Möglichkeit geben, die Rezension noch im Folgemonat schreiben zu können, falls Ihr das Buch erst am letzten Tag eines Monats ausgelesen habt. Ein Buch muss mindestens 100 Seiten haben. Ungekürzte Hörbücher sind erlaubt, Mangas/GN nicht, außer in der vorgegebenen Aufgabe. Bitte schreibt eine (Kurz)Rezension zu jedem Buch.
Aufgaben:
Januar:
1. Der Winter bringt Kälte mit sich:
Lies ein Buch, das etwas mit Schnee und Eis zu tun hat, ob Handlung oder Cover.
S.K. Treymane Eisige Schwestern
2. Am 25.02. ist der Tag des Gegenteils:
Lies ein Buch, welches nicht aus deinem Lieblingsgenre stammt.
Sven Regner Herr Lehmann
Schreibthema: Viele Blogger*innen haben am Anfang des Jahres auch Büchervorsätze. Nicht so viele Bücher kaufen, den SuB reduzieren, weniger bloggen, mehr bloggen….
Hast du Vorsätze und wenn ja, welche? Wenn nein, gibt es ein Buch, was dir zum Thema Vorsätze einfällt.
Ferdinand von Schirarch Kaffee und Zigaretten
Februar:
1. Im Februar ist der Valentinstag:
Lies ein Buch, bei dem es sich um Liebe dreht oder ein Buch aus deinem Lieblingsverlag.
Romeos Payne – Seelenglut
2. Februar ist der Monat mit dem Schalttag.
Lies ein Buch, in dem Zeit eine Rolle spielt.
Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig
3. Ein Wunschlistenbuch
Der fürsorgliche Mr. Cave von Matt Haig
März:
1. Zwischendurch etwas Leichtes:
Lies ein Hardcover
2. Der März ist nach dem Kriegsgott Mars benannt:
Lies ein Buch, bei dem es um einen Kampf geht.
April:
1. Der Frühling beginnt, Zeit für einen Neuanfang.
Lies einen Reihenauftakt!
2. Sprichwort: “Im April, macht jeder was er will” –
Lies ein Buch deiner Wahl.
3. Ein Wunschlistenbuch
Mai:
1. Lies ein Comic/Manga, eine Graphic Novel, oder ein Buch mit Illustrationen.
2. Mai ist ein “weiblicher Monat”. Benannt nach der Göttin Maia, die katholische Kirche verehrt in dem Monat besonders die heilige Maria und es werden Beltane und Walpurgisnacht gefeiert –
Lies ein Buch, mit einer starken Frauenrolle!
Schreibthema: Welche Frauencharaktere aus Büchern sind dein Vorbild und warum?
Juni:
1. Sommersonnenwende: Die Sonne hat den höchsten Stand.
Lies ein Buch, auf das du dich schon lange freust.
2. 24.06. Internationaler Tag der Feen!
Lies ein Buch mit Feen oder eines, das in Irland oder Schottland spielt
3. Ein Wunschlistenbuch
Juli:
1. US-Unabhängigkeitstag / franz. Sturm auf die Bastille:
Lies ein Buch über Befreiung
2. Die Sommerferien beginnen!
Lies ein Buch, das im Sommer oder in den Ferien spielt!
3. Ein Wunschlistenbuch
August:
1. 1.8. Tag der Schwestern, 2.8. Tag der Freundinnen:
Lies ein Buch, in dem Schwestern oder Freundinnen die Hauptrolle spielen!
2. 8.8. Memento Tag in Deutschland. Angelehnt an den mexikanischen Día de los Muertos.
Lies ein Buch, in dem jemand sterben soll, stirbt oder gestorben ist.
Schreibtthema: Am 09.08. ist der Tag des Buchliebhabers. Erzähle uns von deiner Liebe zu Büchern.
September:
1. Der Herbst ist da und färbt die Blätter bunt:
Lies ein Buch mit einem herbstlichen Cover.
2. In Deutschland ist Weltkindertag:
Lies ein Kinderbuch.
3. Ein Wunschlistenbuch
Oktober:
1. Halloween:
Lies ein gruseliges Buch, einen Thriller oder eine Geschichte über Hexen
2. In Ländern, in denen im Oktober die Zeit auf Winterzeit umgestellt wird, ist der Oktober der Monat mit den längsten Tagen.
Lies ein Buch, mit mehr als 600 Seiten.
November:
1. Martinstag:
Lies ein Buch, in dessen Geschichte jemandem geholfen wird.
2. 23.11. internationaler Doctor Who Tag (TARDIS Day):
Lies ein Buch, das in der Vergangenheit oder der Zukunft spielt.
3. Ein Wunschlistenbuch
Dezember:
1. Ganz klassisch für diesen Monat:
Lies ein Weihnachtsbuch!
2. Der Legende nach können Tiere an Heiligabend reden:
Lies ein Buch, in dem Tiere eine wichtige Rolle spielen.
Schreibthema:
Wie zufrieden bist du mit deinem Lesejahr? Was waren deine Highlights? Was dein absoluter Flop?
Zusatzaufgaben:
Lies
1. einen Autor/eine Autorin, der/die in Österreich oder der Schweiz lebt.
2. ein Buch, das in Australien, Afrika oder Südamerika spielt.
3. ein Buch von einem Autor/einer Autorin, dessen Muttersprache nicht Deutsch oder Englisch ist.
Im Namen der Opfer von Jens Moller Jensen und Stine Bolther (Dänemark)
4. ein Buch, in dem etwas fliegt. (Luftschiff, Drache…)
5. ein Buch von einem Autor/einer Autorin, dessen/deren Vorname mit dem gleichen Buchstaben beginnt wie dein Vorname.
6. ein Buch, das vor deiner Geburt geschrieben wurde.
7. ein Buch, das in der realen Welt spielt, in einem Setting, welches dir völlig fremd ist. (z. B. Obdachlosigkeit, im Kloster leben…)
8. den Abschluss einer Reihe.
9. einen Autor/eine Autorin, den/die du noch nicht kennst.
10. ein Buch, mit einem gelben Cover.
11. ein Buch, mit einer Zahl im Titel.
12. ein Buch, das in Asien spielt.
13. ein Buch, das in einem Land spielt, in das du gerne mal reisen würdest.
14. ein Buch, mit einem echten Antagonisten.
15. ein Buch, dessen Cover du richtig toll findest.
Filme und Serien werden bei uns besprochen, in Form von Kritiken und auch einem Podcast. Jede Woche gibt es zwei Filmkritiken zu Filmen die gerade im Kino laufen oder auch schon länger draußen sind, der Filmpodcast heißt Filmexe Podcast.